1 Gemäss IPC (Integrated Food Security Phase Classification) Bericht vom 11. Mai ist eine halbe Million Menschen – also jeder Fünfte in Gaza – akut vom Verhungern bedroht und die gesamte Bevölkerung ist von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen. “IPC Gaza Strip: Acute Food Insecurity Situation” https://www.ipcinfo.org/ipc-country-analysis/details-map/en/c/1159596/
Israelische Offiziere bestätigen in einem Bericht der New York Times vom 13. Mai 2025, dass der Gazastreifen am Rand einer Hungersnot steht: https://www.nytimes.com/2025/05/13/world/middleeast/gaza-famine-starvation-israel.html
Der UNO-Generalsekretär António Guterres sagt: “Die gesamte Bevölkerung Gazas ist von einer Hungersnot bedroht. Familien müssen hungern und ihnen wird das Nötigste vorenthalten - und das alles vor den Augen der Weltöffentlichkeit”. Die UNO hätten alle logistischen Voraussetzungen, um die Menschen zu versorgen, sofern Israel dies zulasse, sagte Guterres. https://www.tagesschau.de/ausland/asien/guterres-warnung-gaza-hilfsgueter-100.html
2 Statement der Plattform der Liberalen Juden der Schweiz (PLJS): https://www.liberaljews.ch/de/home
3 Eröffnungsrede des SIG Präsidenten Ralph Friedländer an der Delegiertenversammlung am 18.Mai 2025 https://swissjews.ch/it/downloads/ad/2025/rede-ralph-friedlaender-an-der-dv und Interview in der Aargauer Zeitung: https://www.aargauerzeitung.ch/international/appell-an-benjamin-netanyahu-schweizer-juden-kritisieren-israel-menschen-in-gaza-brauchen-hilfe-ld.2773859
4 Chefredaktor der jüdischen Wochenzeitung Tachles, Yves Kugelmann, schrieb am 23. Mai, der Krieg in Gaza sei “längst kein Verteidigungs- und kein Krieg mehr gegen die Hamas oder für die Befreiung der Geiseln.” Er sei ein “Angriffskrieg einer faschistoiden Regierung, die Kriegsverbrechen in Kauf nimmt.” https://www.tachles.ch/artikel/logbuch/juedische-parallelwelten
Der Rabbiner der Zürcher Jüdischen Liberal Gemeinde - Or Chadasch, Ruven Bar Ephraim, sagte im Blick vom 19. Mai “Netanyahu missbraucht das Massaker vom 7. Oktober für seine eigene politische Sicherheit”. Die Welt müsse sich nicht nur verbal klarer positionieren, sondern: “Sich seriös überlegen, Israel wirtschaftliche Sanktionen aufzuerlegen.” https://www.blick.ch/ausland/juden-und-israelis-in-der-schweiz-reagieren-auf-gaza-plaene-ich-schaeme-mich-als-israeli-dafuer-id20886041.html
Die zweitgrösste Amerikanische pro-Israel Organisation, J Street, bezeichnet das Vorgehen der israelischen Regierung in Gaza als „moralische und strategische Tragödie“.
https://jstreet.org/press-releases/a-moral-and-strategic-tragedy-for-israel
In Grossbritannien haben bereits über 1600 jüdische und israelische Personen einen offenen Brief unterzeichnet, der ihre Unterstützung ausdrückt für die energischen Massnahmen von Premierminister Keir Starmer für ein Ende der Gewalt in Gaza und gegen die extremistische Regierung Netanjahus: https://secure.yachad.org.uk/page/172039/data/1
Der Präsident der “Union for Reform Judaism” - des grössten jüdischen Dachverbandes in den USA - Rabbi Rick Jacobs kritisierte die Aushungerung von Gaza in der Washington Post als unmoralisch. https://www.washingtonpost.com/opinions/2025/05/12/gaza-aid-israel-rick-jacobs-rabbi/
5 In Gaza selbst gab es trotz massiver Repression durch die Hamas und Hungersnot und Bombenhagel durch die israelische Armee offene Proteste gegen die Hamas. Siehe z.B. https://edition.cnn.com/2025/03/26/middleeast/why-gazans-are-protesting-hamas-now-intl-latam
Es gibt immer wieder Meldungen, dass Hamas Hilfsgüter konfisziert und hortet. Siehe z.B.: https://www.nzz.ch/international/humanitaere-lage-in-gaza-hilfsgueter-gehen-zur-neige-ld.1878096
6 Das humanitäre Völkerrecht gilt für alle Konfliktparteien gleichermassen, wie hier vom IKRK erläutert: https://www.icrc.org/de/recht-und-politik/einhaltung-des-hvr
7 Premierminister Netanjahus Aussage, dass das oberste Ziel des Krieges nicht die Freilassung der Geiseln sei, löste bei den Familien der Geiseln Wut aus. Die Kontroverse entstand, nachdem Angehörige der Geiseln Netanjahu beschuldigt hatten, einen möglichen Waffenstillstand zu sabotieren und Informationen über die verbleibenden Gefangenen zurückzuhalten: https://www.timesofisrael.com/pm-return-of-hostages-important-but-wars-supreme-goal-is-victory-over-enemies/
8 Mitte Mai erklärte Netanjahu: “Wir werden die vollständige Kontrolle über das gesamte Gebiet des Gazastreifens übernehmen.” Zudem sagte er in einem auf der Plattform X veröffentlichten Video: “Die Bevölkerung wird zu ihrem eigenen Schutz umgesiedelt.” Israelische Soldaten würden nicht mehr wie bisher in den Gazastreifen eindringen, Angriffe durchführen und sich dann wieder zurückziehen. “Das Gegenteil ist beabsichtigt.”
Am 22. Mai 2025 berichtete die Times of Israel, dass Netanjahu die Umsetzung von Trumps Umsiedlungsplan für Gaza als Bedingung für die Beendigung des Krieges festlegte.
9 Finanzminister Smotrich erklärte wiederholt, ein Sieg für Israel bedeute die vollständige Zerstörung Gazas und Vertreibung der Palästinenser:innen. Siehe z.B. https://www.theguardian.com/world/2025/may/06/hamas-israel-hunger-war-in-gaza
Er bezeichnete es zudem als moralisch vertretbar, zwei Millionen Menschen hungern zu lassen, um Druck auf Hamas auszuüben. https://www.timesofisrael.com/smotrich-it-may-be-justified-to-starve-2-million-gazans-but-world-wont-let-us/
10 Seit Beginn des Krieges in Gaza gibt es immer wieder Berichte über schwere Misshandlungen und Folter von palästinensischen Gefangenen aus Gaza in israelischen Gefängnissen. Der Bericht “Welcome to Hell” von B’Tselem, beispielsweise, beschreibt systematische Gewalt, sexuelle Übergriffe, Schlafentzug, Nahrungs- und Wassermangel sowie medizinische Vernachlässigung. https://www.btselem.org/press_releases/20240805_welcome_to_hell
Ein Reservesoldat, der im Gazakrieg gedient hat, schrieb kürzlich in der israelischen Zeitung Haaretz, jeder Soldat, der im notorischen Gefängnis Sde Teiman gedient habe, wisse Bescheid über die schweren Misshandlungen palästinensischer Gefangener dort. Doch die israelischen Medien zeigten der Öffentlichkeit kaum, was in ihrem Namen getan werde.
11 Tausende Israelis protestieren regelmässig und landesweit für ein Waffenstillstandsabkommen und die Rückkehr der Geiseln. Siehe z.B.
Im Mai unterzeichneten 1’300 israelische Universitätsangehörige einen offenen Brief. “Wir haben zu lange geschwiegen”, schreiben die Wissenschaftler und beklagen einen “moralischen Zerfall”. “Dies ist eine erschreckende Liste von Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit – unsere eigenen Vergehen” und fordern dazu auf, “das gesamte Gewicht der israelischen Wissenschaft zu mobilisieren, um den Krieg zu beenden”.
Bei einer Anti-Kriegs-Demonstration der israelischen Gruppe Standing Together - Omdim Beyachad an der Grenze zu Gaza nahm die israelische Polizei mehrere Demonstrierende fest.
12 Über 550 ranghohe ehemalige Befehlshaber der israelischen Armee, der Geheimdienste und des diplomatischen Dienstes warnten kürzlich in einem Brief an Donald Trump, dass das Vorgehen der Netanjahu Regierung in Gaza Israels Sicherheit und die regionale Stabilität gefährde: “Der Gaza-Krieg dient tatsächlich nicht mehr den nationalen Interessen Israels. Wird er weitergeführt, gefährdet er – ebenso wie die aggressive Annexionspolitik im Westjordanland – die Stabilität der Region.” https://mcusercontent.com/c26ab09fa5bcdf0d8b6f9636b/files/c5d27e40-91bd-7578-3f98-18d3e64955db/2Trump051125.pdf
Der ehemalige israelische Verteidigungsminister, Moshe Yaalon, bezichtigt die israelische Regierung, im Gazastreifen Kriegsverbrechen und ethnische Säuberung zu begehen. “Der Weg, auf den sie uns bringen, führt zu Besetzung, Annexion und ethnischer Säuberung.” https://www.nytimes.com/2024/12/01/world/middleeast/israel-gaza-yaalon.html
Der ehemalige israelische Premierminister, Ehud Olmert, denunziert mit scharfen Worten den “Vernichtungskrieg”, den Israel in Gaza führe. Sein Statement wurde von der Republik vom hebräischen Original in Haaretz ins Deutsche übersetzt: https://www.republik.ch/2025/05/29/ehud-olmert-bis-hierher-und-nicht-weiter-wir-begehen-kriegsverbrechen
13 Im April schrieben rund 1’000 Mitglieder der israelischen Luftwaffe, darunter auch aktive Reservisten, der Krieg diene “vor allem politischen und persönlichen Interessen – nicht der Sicherheit”. Einige von ihnen wurden daraufhin aus dem Reservedienst entlassen. Kurz darauf veröffentlichten etwa 1’500 Veteranen von Spezialeinheiten und der Infanterie einen ähnlichen Aufruf. https://www.haaretz.com/israel-news/2025-05-27/ty-article/.premium/israeli-officers-reservists-prepare-another-open-letter-against-war-in-gaza/00000197-11e0-d004-afdf-71fcd6690000
14 Familienangehörige der israelischen Geiseln mahnen immer wieder gegen den Krieg und vor weiteren Risiken für die Geiseln. In einer kürzlichen Erklärung sagte das Forum der Familien für Geiseln und Vermisste, dass die Ausweitung der Kämpfe “eine klare und akute Gefahr” für alle Geiseln darstelle.
Zudem forderte das Forum die Regierung auf, “ein umfassendes regionales Abkommen” anzustreben, das einen “Wandel im Nahen Osten herbeiführt, den Krieg beendet und die Rückkehr aller Geiseln sichert.”